Blog

Meinem Blog können Sie ab sofort unter www.cairoscope.net folgen.

Wundersame Alltagsszenen

2012-10-31 18:56 (Kommentare: 0)

Am vergangenen Wochenende war in Ägypten Eid, das große Opferfest. Wie bei uns über Weihnachten steht dann erst einmal das öffentliche Leben für ein paar Tage still. Kairo ist nie so ruhig und leer wie an diesen Tagen. Denn wer kann, verlässt den Moloch um Urlaub zu machen oder die Familie auf dem Land zu besuchen.

Ich bin mit Freunden in die Oase Fayoum gefahren. Im Nordwesten der Oase liegt der Karunsee, ein Salzsee und der letzte Tropfen des Meeres, das hier einmal statt der Oase und der angrenzenden Wüste lag. Dort liegt unser Ferienhaus in einem kleinen Dorf im Grünen, weit entfernt vom Trubel der Großstadt. Der Weg dorthin führt über eine holprige Landstraße, durch kleinere und größere Dörfer am See entlang. Als Fahrer muss man dort auf entlaufene Esel achten und den halsbrecherischen Fahrmanövern der Fayoumis ausweichen, die sogar für ägyptische Verhältnisse extrem sind. Man kommt also nicht dazu, die Landschaft und das Treiben auf den Dörfern zu genießen. Da aber am Donnerstag Markttag war und die Straßen dank des Eids zu voll um zu rasen, konnte ich mal wieder die seltsamsten Szenen bestaunen.

Vor uns fuhr ein Transporter, auf dessen Ladefläche sich so einiges türmte. Unter anderem stand dort ziemlich schräg, weil es nicht ganz hineinpasste, ein Tuk-Tuk. Diese Motorradrikschas kommen ursprünglich aus Südostasien und sind seit ein paar Jahren auch in Ägypten als billige Taxis sehr beliebt. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, als ich das Tuk-Tuk auf der Ladefläche sah. Doch dann bemerkte ich, dass es mit mindestens vier Passagieren voll besetzt war, die aus den Türen lugten. Unter den Rädern des Tuk-Tuk befand sich die eigentliche Ladung des Transporters: Salatköpfe!

Kurz darauf spazierte eine Bauersfrau über die Straße, die auf ihrem Kopf eine große Tüte trug. Eigentlich nichts ungewöhnliches, denn die Ägypterinnen sind Spezialistinnen im Tragen von schweren Lasten auf ihren Köpfen. Ihre Hände haben sie so frei für andere Dinge. Aber die Tüte der Bauersfrau war von Lidl, und diese Kette hat in Ägypten überhaupt keine Filialen. Aber seitdem ich auf einem Markt in Kairo einen Greis in Galabeya – der traditionellen ägyptischen Baumwollrobe der Männer - mit einer Tasche herumspazieren sah, auf der grell die rote Rolling Stones-Zunge prangte und darunter die Worte „Acid Black Cherry“, wundert mich eigentlich gar nichts mehr. Nur das mit den wippenden Pinguinen am Straßenrand habe ich noch nicht verstanden, aber davon erzähle ich dann beim nächsten Mal.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Archiv der Blogeinträge

2013-05-08 08:15 Geigenübungen am Morgen
2013-02-27 16:11 Regen in Kairo
2013-01-16 07:40 Verwöhnprogramm a lá Kairo
2012-10-31 18:56 Wundersame Alltagsszenen
2012-10-31 12:55 Vom Leben auf der Baustelle
2012-07-11 12:45 Ein ägyptisches Rätsel
2012-03-21 09:57 Reise in die Vergangenheit
2012-02-20 10:48 Jahresrückblick 2011
2011-11-01 12:31 Arab Shorts
2011-07-20 13:04 Kampf gegen die Hitze
2011-06-08 08:33 Im Taxi
2011-01-20 15:04 Warum lebe ich in Kairo?
2010-09-07 09:48 Ramadan mit Zeitumstellung
2009-12-04 13:08 Weihnachtsjammer
2009-11-29 13:11 Die Stille nach dem 1:0