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2012-03-21 09:57 (Kommentare: 0)
Neulich wollte ich Karten drucken lassen. Statt das in Deutschland zu erledigen, entschied ich mich die ägyptische Wirtschaft zu unterstützen.
Ich ging zu einem bekannten Buchbinder auf dem Khan el-Khalili-Markt, der wunderschöne in Leder gebundene Notizhefte aus Büttenpapier herstellt. Leider teilte mir der Besitzer mit, dass er keine Karten drucken könne. Er gab mir jedoch die Adresse der Druckerei, mit der er zusammenarbeitet. Ein Geheimtipp, „die beste Druckerei in der Stadt“. Auf ein Butterbrotpapier malte er mir mit Bleistift eine vage Zeichnung der Straße, in der die Druckerei zu finden sei.
Das Viertel, in dem sich die Druckerei befinden soll, heißt Abasseya. Es liegt im Herzen Kairos, verbindet das Zentrum mit den nördlichen Stadtteilen und ist vor allem deshalb bekannt, weil dort die Kathedrale der Stadt steht, das religiöse Zentrum der Kopten. Abasseya gehörte einst zu den besseren Vierteln der Stadt, wo die Mittelschicht zu Hause war. Heute ist es ein Volksviertel und die Mittelschicht längst in andere Teile der Stadt abgewandert.
Bisher hatte ich Abasseya immer nur an seinen äußersten Rändern gestreift, war nie in das verschlungene Viertel und seine engen Straßen wirklich eingedrungen. Doch auf der Suche nach der besten Druckerei der Stadt begab ich mich auf das Abenteuer und fuhr mitten ins Getümmel.
Sogar am Freitag waren dort die Straßen brechend voll. Menschen und Autos drängten sich über Straßenmärkte und nur auf den großen Hauptstraßen, die von alter Pracht zeugen die es längst nicht mehr gibt, kam ich gut voran. Beeindruckend waren vor allem die Kolonialvillen, die ich entdeckte. Früher lebten hier die gut betuchten Ägypter, heute sind die prächtigen Bauten fast zerfallen und beherbergen oft Schulen, ein Erbe der Nasser-Ära. Ich entdeckte auch islamische Mausoleen und eine alte Moschee auf einem Platz, der umringt von Straßen dem alten Gemäuer kaum Platz zum atmen zu geben scheint. Denkmäler, die für einen Historiker wie mich faszinierend schön sind und gleichzeitig so alltäglich für die Menschen, die um sie herum leben, dass sie gar nicht wahrgenommen werden.
Touristen kommen in das labyrinthische Geflecht, das Abbaseyya und der angrenzende Stadtteil Attaba bilden so gut wie nie. Die Druckerei habe ich übrigens nicht gefunden, ich habe die Suche nach gut zwei Stunden abgebrochen. Die Karten werden jetzt doch in Deutschland gedruckt.
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