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2010-09-07 09:48 (Kommentare: 0)
Fast ist es geschafft. 30 Tage lang haben Muslime in der ganzen Welt den Fastenmonat Ramadan begangen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird Verzicht geübt. Das heißt kein Essen, kein Wasser, keine Zigaretten, noch nicht mal unanständige Gedanken sind bei Tageslicht erlaubt. Für Muslime ist der Ramadan ein Monat der Besinnung auf Gott und ein wichtiger Bestandteil des Familienlebens. Doch besonders in den Sommermonaten kann das Fasten zur Qual werden. Bei Temperaturen um die 40 Grad und langen Tagen fällt vor allem der Verzicht auf Wasser schwer. Darum hat sich die ägyptische Regierung dieses Jahr etwas ganz besonderes einfallen lassen. Sie stellte kurzerhand – mitten im August – die Uhr auf Winterzeit um, damit eine Stunde früher das Fasten gebrochen werden konnte. Leider führte die frühzeitige Einführung der Winterzeit zu einigem Chaos. Vor allem am Flughafen ging es drunter und drüber. Als ich Ende August zu einer Reise aufbrach, saßen wir eine Stunde lang im Flugzeug fest und warteten auf etliche Gäste. Durch die Zeitumstellung hatte die Fluggesellschaft unterschiedliche Abflugzeiten auf den Tickets vermerkt.
Für Nichtfaster wie mich hat der Ramadan aber auch andere Nachteile. Das gesamte Leben scheint einen Monat lang still zu stehen. Die Produktivität im Ramadan sinkt rapide, weil die meisten Leute tagsüber viel zu müde und ausgelaugt sind, um effektiv zu arbeiten. Die meisten Büros sind nur von 10 bis 14 Uhr geöffnet, manche Geschäfte machen gar erst nach dem Iftar, dem sogenannten Frühstück am frühen Abend ihre Türen auf. So lässt sich uneffektiv bis gar nicht arbeiten und wer kann, flüchtet ins Ausland.
Doch auch für Nichtfaster hält der Ramadan ganz spezielle Momente bereit. Besonders die Stunde nach dem Sonnenuntergang ist himmlisch. Nie ist Kairo so still und die Straßen so leer wie in diesem Moment. Ich genieße es kurz nach Sonnenuntergang durch Kairos Straßen zu laufen und einmal das Gefühl zu haben, alleine zu sein. Keine hupenden Autos, keine schreienden Straßenverkäufer. Nur ein paar seelige Spaziergänger und ich.
Aber all das hat jetzt ein Ende. Ab morgen geht das Leben wieder seinen normalen Gang. Der Ramadan ist vorbei und das Fest zu seinem Abschluss auch. Endlich wird wieder gearbeitet, Termine können gemacht werden und alle haben auch wieder gute Laune. Nur vor einem graut es mir: Für zwei Wochen, bis zum wahren Winteranfang, wird die Uhr noch einmal auf Sommerzeit umgestellt.
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