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2013-06-12 11:40 (Kommentare: 0)
Neulich stehe ich in der Umkleidekabine einer internationalen Modekette in einem großen Einkaufszentrum in Kairo. Während ich Kleider anprobiere, geht es in meiner Nachbarkabine hoch her. Ich versuche erst nicht hinzuhören, aber das ist unmöglich, die beiden sind einfach zu laut. In Deutschland wäre wahrscheinlich schon der Sicherheitsdienst angerückt, weil eine verstörte Verkäuferin einen handfesten Streit um ein Designerstück vermuten würde.
Doch hier liegt die Sache anders. Es hört sich zwar wie ein Streit an, ist aber Modeberatung der anderen Art. In Ägypten ist alles etwas lauter als anderswo, auch und vor allem die Konversationen. Man will sich ja Gehör verschaffen, und da immer alle gleichzeitig und laut reden, muss man eben lauter sein. Die beiden Damen nebenan parlieren also nur nett miteinander. Dabei kokettiert die eine was das Zeug hält und fragt immer wieder nach, ob das Kleid auch wirklich sitze, während die andere fast drohend unterstreicht, dass sie fantastisch aussähe und das Kleid auf jeden Fall kaufen müsse. Im nächsten Geschäft stehe ich mit meinem Kleid erst einmal fünf Minuten vor der Umkleidekabine herum, weil sie völlig überfüllt zu sein scheint. Dann werde ich von einer Dame aufgeklärt: sie alle sind nur Anhang.
Natürlich geht Frau in Ägypten nicht alleine shoppen, sie nimmt Kind, Mutter, beste Freundin und auch deren Mutter mit, so macht es gleich viel mehr Spaß. Auch den Einzelhändler sollte das freuen, so ist der Laden immer schön voll und es wird sicherlich das eine oder andere Teil mehr verkauft. Ich unterstütze solche Frauen-Einkaufstouren, sie sind in jeder Hinsicht sinnvoll. Die Frauen haben Spaß, können sich fundiert beraten und beleben das Geschäft. Ich habe noch nie verstanden, warum in Deutschland Frauen am Samstag ihre Männer mit in die Innenstadt schleppen müssen. Die stehen wie Falschgeld zwischen den Kleiderstangen herum, nehmen Platz weg und langweilen sich dabei zu Tode. Sie wären viel lieber beim Fußball oder im Garten. Deshalb sind sie auch keine guten Berater. Sie wollen nur so schnell wie möglich wieder nach Hause und geben ihren Frauen daher keine wahrheitsgemäßen Antworten auf die Frage: Habe ich in dem Kleid einen dicken Hintern? Er will sich nicht noch ein Kleid anschauen, deshalb sagt er einfach, sie sähe toll aus. Eine gute Freundin würde das nie tun.
Deshalb mein Appell an alle Frauen: nehmt euch ein Beispiel an den Ägypterinnen, die wissen wie es geht.
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