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2013-11-27 11:54 (Kommentare: 0)
Wenn man längere Zeit in einem Land wie Ägypten lebt, in dem fast alles so grundlegend anders ist als in Deutschland, dann gewöhnt man sich Dinge an, für die man in der Heimat milde gesagt belächelt wird. Den heißen Sommer verbrachte ich in der nordhessischen Heimat und eines mittags stand ich in der Küche, um Kartoffeln zu waschen. Ich nahm also den Schwamm, tropfte eine Perle Pril darauf und begann die Kartoffeln zu schrubben. Ich tat das eine Weile bis ich bemerkte, dass ich Zuschauer bekommen hatte. Ungläubig beobachteten sie mich bis sich eine traute zu fragen, was ich da den tue. „Na, Kartoffeln waschen, sieht man das nicht?“ Mein Erstaunen über ihr Erstaunen war fast ebenso groß. „Mit Pril?!“ Ja wie denn sonst, der Dreck muss ja runter, entgegnete ich. In Ägypten ist es ganz normal, dass wir unsere Lebensmittel mit Seife waschen. Entweder das, oder sie werden in Essig eingelegt, aber das dauert mir meist zu lange. Also putze ich alles unter fließend Wasser mit Seife. Anders lässt sich dem Dreck, der sich während Transport und Verkauf auf Gemüse und Obst sammelt, nicht Herr werden. Diese Einsicht habe ich schon als Studentin gewonnen, als uns die Mutter einer guten Freundin – die Mutter deutsche Chemikerin und seit Jahrzehnten mit Ägypten vertraut – bat, unser Gemüse in Ägypten mit Seife zu waschen. Die Rückstände seien weniger gefährlich für unsere Gesundheit als der Dreck, der sich auf dem Gemüse befinde. Das habe ich nie vergessen. Gemüse ohne Seife zu waschen fühlt sich für mich mittlerweile falsch an. Auch andere Dinge habe ich mir angewöhnt. Ich liebe Brot, vermisse deutsches Brot mehr als alles andere. Aber ägyptisches Fladenbrot, obwohl köstlich, esse ich nur noch wenn ich weiß, wo es herkommt. Denn meist wird es auf der Straße verkauft, es liegt auf einer Holzvorrichtung, zwischen den Fladen und dem Boden nur einige Zentimeter. Transportiert wird es traditionell von Jungs auf Fahrrädern, die ebenjene Holzvorrichtung auf dem Kopf balancieren, eine Hand am Lenker, eine zur Stabilisierung an der Vorrichtung auf dem Kopf. Sie manövrieren sich durch das Gewusel des Kairoer Verkehrs, geschickt sind sie, aber ich habe schon einige Male Unfälle miterlebt, wo das Fahrrad kippte und das Brot auf der Erde zwischen den Autoreifen verteilt lag. Die Ganze Fuhre hin, dachte ich noch. Doch natürlich wurde ich eines Besseren belehrt. Der Junge und einige Passanten hoben das ganze Brot schnell auf, taten es zurück auf die Holzvorrichtung und weiter ging es im Schweinsgalopp. Die Ware muss ja verkauft werden. Guten Appetit.
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