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Ein Hauch von dOCUMENTA (13) in Kairo

2011-04-24 15:09 (Kommentare: 0)

Egal wie lang und wie gern ich in Kairo lebe, immer bleibt das Heimweh. Von Kassel nach Kairo zu ziehen war eine berufliche wie persönliche Entscheidung, eine die ich aus vollem Herzen getroffen habe und bis jetzt nie bereut habe – auch wenn mich Kairo und die Ägypter an manchen Tagen in den Wahnsinn treiben.

Ich liebe Kairo trotz oder vielleicht auch wegen des Chaos, ich habe darauf bisher keine endgültige Antwort gefunden. Das Leben in Ägypten ist aufregend und anstrengend zugleich, aber egal wie lange ich hier lebe, egal wie spannend die Lage gerade in den vergangenen drei Monaten und jetzt nach der Revolution politisch, gesellschaftlich und kulturell ist, immer bleibt auch die Sehnsucht nach der Heimat - nach Kassel, dem Bergpark, der guten Luft.

Deshalb hatte der Besuch der künstlerischen Leiterin der dOCUMENTA (13), Carolyn Christov-Bakargiev in Kairo in der vergangenen Woche für mich eine ganz persönliche Bedeutung. Kassel kam für einen Vortrag zu mir nach Kairo. Carolyn Christov-Bakargiev sprach im Goethe-Institut Kairo über die Geschichte der documenta und präsentierte im Anschluss die ersten 20 Notizbücher der Serie: „100 Notizen, 100 Gedanken“ der dOCUMENTA (13).

Ihr Gedankenspaziergang war eine kulturelle und intellektuelle Bereicherung für die Zuhörer. Für mich war es noch viel mehr als das. Die Kuratorin sprach lange darüber, was die documanta im großen Kunstbetrieb so einzigartig macht. Sie zeigte Bilder der Stadt und der Ausstellungen seit 1955, und ich war die einzige im Publikum die ganz persönlich verstand, was die documenta für Kassel bedeutet und wie sehr sie alle fünf Jahre die Stadt verändert und formt. „documenta ist mehr als eine Ausstellung, sie ist ein Geisteszustand“, hat Carolyn Christov-Bakargiev an diesem Abend gesagt.

Kasselaner und Kasseläner wissen, was sie damit meint. Die documenta ist Teil der DNA der Stadt. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich freue mich immer fünf Jahre lang auf die nächste documenta. Die Kuratorin hat es so beschrieben: „documenta ist ein fünf Jahre dauerndes Verfahren“. Die Notizen sind ein Teil dieses Verfahrens. Carolyn Christov-Bakargiev hat viele Fragen in ihrem Vortrag aufgeworfen - Was ist Zeit und wie wird Zeit verstanden? Und wie kann man 100 Tage miteinander tanzen? – aber mir eines bestätigt: Kassel und die documenta sind Teil meiner DNA und ich kann es nicht abwarten, im nächsten Sommer das Kunstmekka Kassel zu besuchen.

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