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DIY – „Do it yourself“ - Die Lust am Selbermachen

2013-07-17 09:45 (Kommentare: 0)

DIY – „Do it yourself“ ist ja ganz groß im Trend. Leider liege ich so gar nicht im Trend weil ich nie richtig gelernt habe zu stricken, zu nähen oder zu häkeln. Ich habe in der Grundschule über ein Jahr lang an einem Pullover für meinen Teddybär gestrickt. Ich war so frustriert, dass ich nach einem halben Jahr den Pulli zu einem Pullunder gemacht habe. Seither habe ich keine Nadeln mehr in die Hand genommen.

Jetzt allerdings - im Alter - bekomme ich Lust am Selbermachen, es ist ja auch so schrecklich hip. Leider – oder in diesem Fall zu meinem großen Glück – lebe ich in einem Land, in dem es völlig unnötig ist, Dinge selber machen zu können. In Ägypten bekommt man fast alles gemacht und das meist zu einem sehr günstigen Preis. Mein liebster Lieblings-Handarbeiter ist der „Rafa“, der Stopfer. Das gibt es hier tatsächlich noch. Diese Männer (ich habe noch nie eine Frau diesen Job machen sehen) sitzen in klitzekleinen Läden, meist offen zur Straße hin und nähen und stopfen den ganzen Tag. Mich mögen sie besonders, denn ich bringe meinem Stopfer-des-Vertrauen wirklich alles. Eigentlich sind sie nämlich Zauberer. Sie können alles reparieren. Sie haben einen Riss im Hemd? Sie werden nach der Reparatur nicht mehr genau wissen, wo der Riss war, denn der Stopfer hat ihn so gekonnt genäht, dass nichts mehr zu sehen ist. Die kleinsten Löcher in meinen Leinen-Hemden flicken sie so, dass ich danach nichts mehr davon sehe. Gerade bin ich mit meinem Lieblingsschal an einem Holzsplitter hängen geblieben. Loch, Faden gezogen, ich den Tränen nahe. Aber mein Stopfer hat ihn gerettet, nichts ist mehr zu sehen. Ich liebe ihn also. Das Lieblingshemd ist ausgewaschen? Der Schneider macht ein Neues, nach exakt den gleichen Maßen, in bester ägyptischer Baumwolle für einen Bruchteil dessen, was sie dafür in Deutschland bezahlt haben.

Aber für eine Frau geht natürlich nichts über die Lederverarbeitung. Ich habe einen Laden aufgetan, in dem die schönsten Ledertaschen hergestellt werden, bestens verarbeitet, in allen erdenklichen Farben, auf Bestellung – und ja, liebe Männer, sie sind mehr als erschwinglich. Und ja, man braucht mehr als eine Handtasche! Der Laden ist ein Eldorado für jede Frau. Zum Glück liegt er nicht in meinem Stadtteil, sonst wäre ich längst pleite. Ich kann nämlich nicht nur nicht nähen, ich besitze, was Taschen angeht, leider auch keine Selbstdisziplin.

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