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2012-12-05 14:02 (Kommentare: 0)
In Ägypten weihnachtet es ja generell wenig und auch die derzeitige politische Situation und die damit einhergehende bedrückende Stimmung lädt kaum dazu ein, fröhliche Weihnachtslieder anzustimmen. Doch manchmal muss man einfach den schlechten Nachrichten entkommen, um wieder neue Energien zu tanken. Meine Taktik am ersten Adventswochenende war das totale Abtauchen in Advents-Seligkeit. Mit mir tauchten noch ein paar tausend andere, weihnachtshungrige Ausländer und Ägypter ab, die sich auf dem Weihnachtsbazar der Deutschen-Evangelischen Oberschule in Kairo tummelten. Der Duft von Glühwein und Reclette bei 28 Grad im Schatten ist zwar skurril, aber auch irgendwie sehr beruhigend. Was mich vor allem beruhigt hat war die Tatsache, dass ich ganz offenbar nicht die einzige Verrückte bin. Punkt 13 Uhr stürmten nämlich Hunderte das Gelände der Schule, um die Ersten am Stand der Deutschen Botschaft zu sein. Dort wird traditionell in jedem Jahr Süßes aus Deutschland verkauft. Und so wand sich geschlagene drei Stunden lang eine Schlange um den Stand, und alle hatten sie nur eines im Sinn: so viele Weihnachtsstollen, Adventskalender, Spekulatius, Dominosteine, Marzipanbrote und Lebkuchen aus Deutschland zu kaufen wie möglich. Weihnachtskekse für den inneren Frieden, für etwas Wärme und Heimeligkeit. Damit man sich zu Hause, nach Einbruch der Dunkelheit und bei Kerzenschein vorstellen kann, draußen läge Schnee und die Welt wäre ein Ort, an dem Liebe und Toleranz herrschten. So habe ich es dann auch gehalten. Habe Vanillekipferl gebacken, einen Adventskranz gebastelt und dabei Weihnachtslieder gehört. Im Internet gibt es ja alles zu finden, auch Radiosender, die nichts als Weihnachtslieder spielen. Auch Stille Nacht am 2. Dezember, seltsam aber wahr. Aber ich kann es nur empfehlen, darüber vergisst man garantiert, wo man gerade ist und wie das Wetter draußen ist. Weihnachtsglücksseligkeit auf Knopfdruck, das geht also. Ich wurde erst wieder schlagartig in die Realität zurückgeholt, als ich auf die Suche nach passenden Kerzen für meinen Adventskranz ging. Versuchen Sie mal, in Kairo rote Kerzen zu finden, da ist es mit der Glückseligkeit ganz schnell wieder vorbei. Am Ende hatte ich aber doch Glück. So schnell ich konnte bin ich zurück nach Hause gelaufen, habe die Kerzen angezündet und mich wieder von Weihnachtsliedern berieseln lassen. Noch nicht mal der Geruch der verbrannten Vanillekipferl hat mich danach gestört. Der gehört ja irgendwie auch zu Weihnachten dazu.
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